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40. Woche – Größenwahn

Die Woche war geprägt von Größenwahn. Kennt ihr das, man fängt eigentlich ganz klein an und irgendwie gerät alles außer Kontrolle? Eine Geschichte über das Gärtnern, Bullys, vergessene Küchengeräte und Party-Maulwürfe.

Die Woche war geprägt von Größenwahn. Kennt das noch jemand, man fängt eigentlich ganz klein an und irgendwie gerät alles außer Kontrolle?

Ich bin stolze Besitzerin eines Gartens. Eines kleinen, um nicht zu sagen, eines sehr kleinen Gartens. Dummerweise habe ich ein Faible für große Pflanzen. Jeder erfahrene Gärtner weiß, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann. Ich weiß das jetzt auch. Vor ungefähr sechs Jahren, als ich begann, besagten Garten anzulegen, war mir das nicht so klar. Da waren die Pflanzen aber auch noch alle Pflänzchen in süßen kleinen Töpfchen. Aktuell habe ich, nach Jahren des Düngens, Wässerns und lieb zu Sprechens viele hübsche und vor allem große Pflanzen in meinem Garten, die sich allerdings wie Kinder um Sonnenlicht, Erdreich und überhaupt alles streiten. Ich habe quasi eine Großfamilie Pubertiere in Strauch- und Blumenform in einem Ein-Zimmer-Apartment großgezogen. 

Wie in jeder guten Familie gibt es ein paar stillere Vertreter, die sich zurückhalten und entsprechend nie ihr ganzes Potential entfalten. Dann gibt es die Bullys, die größer geworden sind, als jedes Garten-Fachblatt ihnen zugesteht. Es gibt die Kämpfer, die nicht aufgeben, aber jeder weiß, dass sie gegen die Bullys keine Chance haben. Und nicht zu vergessen natürlich die Zarten, die jede Blattlaus, jede Schnecke, Mehltau und was sich sonst noch so an Schädlingen und Krankheiten im Garten rumtreibt anziehen wie frischer Kuhdung die Fliegen – um im Gartenfachjargon zu bleiben.

Und dann komm ich. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, aber ich beschloss an einem schönen Nachmittag, den Zarten, den Kämpfern und den Stillen zur Hilfe zu eilen. Platz sollten sie bekommen. Und Licht. Als gute Garten-Mutter liebe ich natürlich alle meine Pflanzen gleich und bemühte mich um eine gerechte Lösung für alle. Ich buddelte, riss an Wurzeln, fluchte, grub weiter bis so ungefähr nichts mehr an seinem Platz stand. Überall lagen entwurzelte Familienmitglieder, der Boden sah aus, als hätte ein Berliner Maulwurfs-Clan eine Drogenparty gefeiert und ich, ja ich sah aus, als hätte ich mit einem Rudel bengalischer Tiger gekämpft.

Vollkommen erschöpft, mit Lehm bis in die Haarspitzen besudelt ließ ich mich auf die Gartenbank fallen und sah mir mein Werk an. Chaos. Absolutes Chaos. Und dann war er da, jener Moment, der so sicher wie das Amen in der Kirche kommt, wenn man – oder bin das nur ich? – die Hälfte eines Projekts geschafft hat: Ich hatte keine Lust mehr. Null Lust neue Plätze für die ganzen Pflanzen zu suchen, die Dinger wieder einzubuddeln, Erde zu verteilen, zu wässern und was man sonst so alles macht, damit es den lieben Kleinen im Garten gutgeht. Ich hatte mit einem Schlag derartig schlechte Laune, dass die echten Pubertiere mal lieber gleich in ihren Zimmern blieben.

Womit wir beim Größenwahn wären. Warum habe ich nicht einfach nur die Bullys umgepflanzt? Oder die Kranken? Oder die Schüchternen? Warum hatte ich mich so in Rage gebuddelt? Bundesgartenschau steht nicht an. Und ich weiß es doch besser. Spätestens seit jenem Silvester vor einigen Jahren als ich mal schnell die eine Küchenschublade ausräumen und sauber machen wollte. Kurz vor Mitternacht saß ich in einer Küche, in der nichts mehr dort war, wo es hingehörte. Seit Jahren nicht gesehenen Küchengeräte lagen neben mir und ich hatte auch keinen Bock mehr. Von dem Wochenende, als ich mal schnell den einen Kellerschrank ausräumen wollte, will ich gar nicht anfangen. 

Ich habe natürlich alle Pflänzchen wieder eingepflanzt. Denen geht es jetzt richtig gut. Meinem Rücken nicht. Aber egal, verbringe ich das Wochenende halt im Liegen. Vielleicht im Schlafzimmer, da könnte ich eh mal kurz den einen Schrank entmisten, da hängen Sachen drin, die habe ich seit mindestens fünf Jahren nicht getragen.

Vielleicht hätte ich die Woche lieber mit dem Wort „unverbesserlich“ zusammenfassen sollen.

1 Kommentar zu “40. Woche – Größenwahn

  1. Heidemarie Rabe

    Hallo, liebe Gartenwühlmaus Anne, das klingt ja kreuzgefährlich, was Du so veranstaltest in Deinem Garten und mit den Pflanzen. Aber super, wir wühlen auch viel im Garten rum. Ich muss auf den Newsletter so antworten, wenn ich auf Deinen Blog antworten will – das geht nicht mehr. Ich schreibe ins Kommentarfeld, trage meine E-Mail-Adresse ein und meinen Namen – habe aber dann keinen Button zum Senden, komisch. Das ging sonst immer. Aber so kann ich ja auch antworten, ich freu mich immer über Deinen Blog. Liebe Grüße und schönes Wochenende Euch allesn Heidi

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