Guten Tag. Mein Name ist Edgar und ich bin etwas Besonderes. Ich stamme von feinstem arabischen Straßengeschlecht ab, bin rabenschwarz (wie meine Seele, zumindest behauptet sie das immer) und ich bin auch sonst das, was man einen fulminanten Kater nennt (sie nennt mich „Dickerchen“ oder „mein dicker schwarzer Kater“ aber was weiß sie schon?).
Mein Frauchen, also „sie“, schreibt Kriminalromane und auch wenn ich das niemals zugeben würde, finde ich das recht cool. Also, so cool, wie man als Kater irgendetwas finden kann, was ein Mensch macht. Ihrem Beruf verdanke ich übrigens meinen Namen, auch wenn sie damals vor fast zwölf Jahren noch keine Krimis geschrieben, sondern nur gelesen hat. Da gab es mal einen Autor, der hieß Edgar Allan Poe und der hat eine Geschichte mit dem Titel: „The black cat“ verfasst. Tja, und als ich mit etwas mehr als zehn Wochen bei ihr eingezogen bin, da hat sie mich Edgar getauft. Hätte schlimmer kommen können.
Natürlich wollte sie ein süßes kleines Kätzchen, ein Mädchen am besten noch. Dann darf man aber dem befreundeten Tierarzt nicht ungesehen sagen, dass man eine Katze aus dem anstehenden Wurf der gerade bei ihm aufgeschlagenen Straßenkatze nimmt. Auch wenn diese Straßenkatze, also meine Mutter, so ein Siamkatzen-Verschnitt war und auf den peinlichen Namen „Glöckchen“ gehört hat, weiß man eben nie, was am Ende rauskommt. In Glöckchens Fall vier tiefschwarze Kater.
Als ich bei ihr eingezogen bin, haben wir in Dubai gelebt. Herrlich. Immer ein Plätzchen in der Sonne. Damals war ich Freigänger und ich schwöre, ich habe keine Gefangenen gemacht. Irgendwann, ich hatte kaum noch Fell, mein ganzer Körper war zerbissen, zerkratzt und vernarbt, hat sie gesagt, dass das so nicht weitergehen könne. Ha!
Natürlich ging es so weiter. Auch gefühlte dreißig Tierarztbesuche mit genähten Wunden und Antibiotika später. Bis zu dem einen Abend, da haben wir beide etwas Angst gekriegt. Ich hatte mich schon den ganzen Tag nicht so gefühlt und bin vorsichtshalber auf einem Sitzsack liegengeblieben.
„Willst du fetter fauler Kerl heute gar nicht aufstehen?“, hat sie mich gefragt, als sie ins Bett gehen wollte und mich gestreichelt. Dann ist sie ganz ruhig geworden. Nicht mal zum Tierarzt hat sie mich gebracht. Es sei viel zu spät und sie habe etwas Angst, dass ich den Transport nicht überleben würde, hat sie mir erklärt. Wie gesagt, ich hatte mich schon den ganzen Tag nicht so gefühlt. Sie ist die ganze Nacht neben mir liegengeblieben, hat mir vorsichtig etwas Wasser in den Mund geflösst und mich auf die Toilette gesetzt. Da ich keine Krimis schreibe, ist das Ende der Geschichte bereits klar: Ich habe überlebt, der Freigänger nicht.
Seit jenem Abend bin ich eine Hauskatze. Was wohl auch damit zusammenhing, dass wir ein paar Wochen später von Dubai nach Berlin, mitten in die Stadt, gezogen sind. Wie ich das finde, erzähle ich ein anderes Mal … (weiter zu Edgars nächstem Eintrag: Nur keine Panik).
Hallo, Edgar, ich mag Dich schon sehr, obwohl ich Dich noch nie wirklich gesehen habe, aber die Fotos, die Dein Frauchen postet und die Geschichten, die sie von Dir erzählt, gefallen mir sehr gut. Bleib gesund! Liebe Grüße Heidi (Miezekatze)
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